Steuervermeidung versus Steuerhinterziehung

Unser Wirtschafts- und Politsystem funktioniert nach einem einfachen Grundsatz: Jeder trägt etwas dazu bei. Die sozialen Leistungen, Leistungen, die einen Wohlfahrtsstaat ausmachen, können bestehen, weil wir alle unseren Beitrag dazu leisten. Mittels Steuern. Und je höher die Wertzuwächse bzw Einkommen sind, umso höher fällt dieser Beitrag aus.  Doch nur bis zu dem Punkt, an dem es sich moralisch individuell rechtfertigen lässt. Wenn es einmal soweit kommt,  dass die Höchststeuersätze deutlich über 50% liegen und 20% über 75% der Steuerleistung aufbringen, setzt verständlicherweise die Steuervermeidung ein. Diese ist strikt von der Steuerhinterziehung zu unterscheiden. Erstere fordert Kreativität und einen guten Steuerberater, ist aber legal. Zweitere hingegen kriminell.

Versuche, dadurch sinkende Steuereinnahmen durch weiteres Drehen an der Steuerschraube auszugleichen, bedeuten, dass trotz höherer Steuerbelastungen die Steuereinnahmen nicht wachsen. Weil es eine moralische Grenze gibt, die für das Funktionieren unseres Gesellschaftssystem notwendig ist.  Arthur Laffer hat dies bereits in den 70er Jahren anhand seiner Laffer-Kurve erklärt. Und der von mir zitierte und in diesem Zusammenhang missverstandene Thoreau hat es aus eigener Erfahrung geschrieben.

Eine radikale Auswirkung dieser Steuervermeidung sind die Steueroasen. Nicht die beste aller möglichen Lösungen. Absolut nicht. Die Tendenz der letzten Jahrzehnte hohe Gewinne und Einkommen sukzessiv hoch zu besteuern, hat dies verursacht. Wir haben nicht rechtzeitig darauf geachtet, den Solidarbeitrag dementsprechend so zu gestalten, dass wir einerseits den Abgang in diese sogenannten „Steueroasen“ vermeiden und andererseits die notwendige Partizipation für das Funktionieren unseres Systems erhalten.  Die Individiualität und eine moralische Verantwortung gilt bei Steuerabgaben bei allen Teilen der Bevölkerung gleichermassen. Die Politik ist daher gefordert, sich für diese gesellschaftspolitische sehr schwierige Aufgabe etwas einfallen zu lassen.

4 Kommentare

  1. Ich finde Sie treffen den Kern der Sache erst am Schluss: „Die Politik ist daher gefordert, sich für diese gesellschaftspolitische sehr schwierige Aufgabe etwas einfallen zu lassen.“ Ab wann aus geschickter Steuervermeidung, illegale Steuerhinterziehung wird, ist oft nur unscharf zu bestimmen – zu viele nationale Steuergesetze, und zu wenig Transparenz machen dies schier unmöglich.

    Das Problem besteht meines Erachtens eher in der mangelnden Motivation. Die Altruismusfähigkeit des Menschen wird vom herkömmliche Steuersystem mit Füßen getreten. Der Finanzbeamte hat wahrscheinlich einen ähnlichen Stellenwert beim Volk, wie die derzeit verhassten Politiker. Man müsste Finanzamt und Bürger viel näher aneinander bringen, Steuern klar zielgerichtet präsentieren und nicht zurückschrecken auch Großverdiener extra an die Kasse zu bitten. Wer würde nicht gern einen Solidarbeitrag von einigen Prozenten als „Steuern“ aufbringen und damit direkt ein Wohnhaus, einen Kindergarten, Schulen oder Ähnliches finanzieren. Steuern als Art Spende zu sehen, könnte eine Möglichkeit sein.

  2. Dazu die Meinung von Paul Krugmann, immerhin Nobelpreisträger, der ein bisserl was von Ökonomie verstehen sollte:
    quote
    Art Laffer’s claim that low state tax rates are the key to economic growth. What should you think about that claim? That’s easy: it’s junk economics
    uquote
    Bitte klesen sie auch die nachfolgende Studie:
    http://www.itepnet.org/pdf/junkeconomics.pdf
    Herzliche Grüsse
    Dkfm.Dr. Dirk Hoppe

  3. „…dass die Höchststeuersätze deutlich über 50% liegen und 20% über 75% der Steuerleistung aufbringen, setzt verständlicherweise die Steuervermeidung ein.“

    Ernsthaft? Sie wissen aber schon auch, dass die reichsten 10% gut 90% des Vermögens besitzen? DAS ist das Thema. Und da ist das Vermögen in der Karibik wohl kaum mit eingerechnet, wusste ja keiner was davon … bis jetzt.

    Und es geht nicht ausschließlich um die Steuerbelastung. Es geht darum, wie manche Menschen zu diesem Vermögen kommen. Dieses Geld fließt wohl auch nur in enorm geringem Ausmaß in die Realwirtschaft zurück. Wie rechtfertigen Sie den Gehaltsunterschied von Aufsichtsrat-Mitgliedern zu einem Tischlermeister, nur so als Beispiel. Beide Tätigkeiten werden benötigt. Der eine hat 4 Jahre studiert, der andere 3 Jahre Lehrzeit + x für die Meisterprüfung. Der eine würde sich einen Finger mit der Säge abschneiden, der andere Geld in den Sand setzen müssten sie Jobs tauschen. Gut also, dass jeder seinem Talent nachgeht.

    Warum also geht ein Tischlermeister mit 1800, 1900 oder vielleicht mal 2100 Euro brutto nach Hause während der andere das 10-fache in „kleineren“ Konzernen oder gar Millionenbeträge verdient? Und nein, ich heiße auch die Gagen diverser Sportler nicht gut. Obwohl deren Karriere tatsächlich ein frühes Ablaufdatum hat und ein höheres Geahlt als „Risikozuschlag“ verständlich ist. Aber bei Managern? Welches Risiko haben sie, wenn sie für Fehler nicht haftbar sind? Solche Gehälter sind weder über Risiko, Verantwortung oder Arbeitszeit zu rechtfertigen.

    Persönlich sind mir Gehälter jenseits von 15000 Euro zuwider. Ich verstehe nicht, was man mit diesem Geld machen sollte außer es sinnvoll zu investieren. In nachhaltige Projekte, alternative Finanzierungen von Unternehmen und ähnliches. Aber 100.000 im Monat oder mehr ist nur noch pervers. Wenn diese Menschen nicht verstehen, warum Menschen wie ich (und ich bin nicht wütend, neidig oder selbst bedürftig) Steuersätze von bis zu 90 Prozent als gerechtfertigt ansehen haben sie keine Ahnung von Gerechtigkeit.

    Und bitte nicht „es steht jedem frei selbst zu studieren, ….“ sagen. Ein Studium ist heute kein Garant für guten Verdienst, ja nichtmal für einen angemessenen Job. Das Netzwerk ist es, das einem einen gut bezahlten Job verschafft. Und was würden wir mit den vielen Akademikern? Wer produziert dann? Wer pflegt die Patienten und wer löscht die Feuer?

    Also: Was spricht gegen einen Mindestlohn für Vollzeitjhobs von 1800 Euro brutto. Und was gegen 90% Steuer ab Jahreseinkommen von 1 Million? Einzige Alternative ist eine Vermögenssteuer für „totes“ Geld.

    Dafür müssten aber die Steueroasen trocken gelegt werden.

  4. Bitte was?!?!
    Ihnen ist aber schon klar dass man Steuern in relevantem Ausmaß nur von denjenigen holen kann die auch ein Einkommen/Vermögen von relevater Höhe haben? Die Beschwerde dass Topverdiener auch den Großteil der Steuerlast tragen ist folglich im bestem Falle lächerlich und im schlimmsten gefährlich!

Einen Kommentar hinzufügen